Von Bäumen und Biodiversität
Eine Streuobstwiese ist ein Stück Natur. Eins für Pflanzen, Tiere und Menschen zugleich – und das auf ziemlich wenig Platz. Streuobstwiese heißt: Obstbäume mit hohem Stamm und großen Kronen; dazu Wiese, oft mit Blumen. Wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tiere wie Insekten, Igel, Vögel oder Fledermäuse. So bietet ein einziger Baum schon mal tausend Insekten Unterschlupf.
Der Förderverein Dorfgemeinschaft Riedlingen e. V. erhält und pflegt örtliche Streuobstwiesen. Was genau dort passiert und auch warum? Das erzählt uns der 1. Vorsitzende des Vereins, Bernd Maier.
Steckbrief „Förderverein Dorfgemeinschaft Riedlingen e. V.“

Wer?
Der Förderverein Dorfgemeinschaft Riedlingen e. V. ist ein noch junger Verein in der Kleinstadt Kandern, Ortsteil Riedlingen. Gelegen im südlichen Markgräflerland, im Dreiländereck von Deutschland, Frankreich und der Schweiz.

Was?
Der Verein setzt sich für Brauchtum, Ehrenamt und Naturschutz ein. Dazu gehören zum Beispiel das Fasnachtsfeuer und das Osterbrunnenschmücken sowie der Erhalt von Streuobstwiesen.

Besonderes Anliegen mit den Streuobstwiesen
Lebensraum für Tiere wie den Steinkauz oder Fledermäuse schaffen und erhalten. Bäume schützen, zum Beispiel vor Befall mit Misteln.
„Naturschutz kann man nicht genug machen!“
Mit dieser Aussage erklärt Bernd, warum er und der Förderverein Dorfgemeinschaft Riedlingen e. V. sich für Streuobstwiesen einsetzen.
OeTTINGER: Kannst du konkreter sagen, was genau da geschützt wird?
Bernd: Unsere Aktion dient vor allem der Erhaltung von alten Streuobstwiesen und der damit verbundenen Pflanzen- und Tierwelt. Dafür pflanzen wir auch neue Bäume und hängen selbst gebaute Nistkästen auf.

OeTTINGER: Für welche Tiere sind diese Nistkästen gedacht?
Bernd: Unter anderem für Fledermäuse und den Steinkauz, der sich hier wieder ansiedeln soll. Der steht in Deutschland aktuell auf der Vorwarnliste für gefährdete Tiere. Streuobstwiesen und Nistkästen helfen dabei, ihm einen passenden Lebensraum zu geben.
OeTTINGER: Und die Bäume selbst? Worauf bezieht sich da der Schutz?
Bernd: Da geht es zum Beispiel um den Befall mit Misteln. Die können bei hohem Befall die Bäume schädigen, vor allem die alten, länger nicht gepflegten Bäume. Weil die Misteln den Bäumen Wasser und Nährstoffe entziehen. Auch Rückschnitte bei jungen Bäumen sind wichtig, damit sie gut altern können. Die Pflege muss aber fachgerecht sein. Deshalb haben einige Mitglieder des Fördervereins 2024 einen Baumschnittkurs belegt, den der Förderverein finanziert hat.

Kooperatives Projekt Streuobstwiese
Richtig gut werden Dinge oft dann, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Das gilt auch für dieses Projekt.
OeTTINGER: Wer ist in euer Projekt mit den Streuobstwiesen alles involviert? Wem gehören zum Beispiel die Wiesen?
Bernd: Die Wiesen gehören verschiedenen Leuten. Ein Landwirt hat sie gepachtet und bewirtschaftet sie extensiv. Außerdem hatten wir Kontakt zum Landschaftserhaltungsverband Lörrach e.V. und zur Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts Lörrach. Wir als Förderverein führen praktisch alles zusammen und kümmern uns.

OeTTINGER: Was genau habt ihr zu tun?
Bernd: Unterschiedliche Dinge. Wir informieren uns, planen, holen Unterschriften ein, organisieren. Wir pflanzen und beschneiden Bäume. Und wir kaufen Materialien für Baumschutz oder Nistkästen. Da hilft es auch, dass einige der Grundstücksbesitzer selbst Mitglied im Verein sind.
OeTTINGER: Und was passiert mit dem Obst der Streuobstwiesen? Welche Obstbäume stehen da?
Bernd: Das sind Apfel- und Birnbäume. Der Bauer selbst kann nicht alles ernten oder aufsammeln. Darum haben wir eine Abmachung: Jeder darf. So ist es wirklich ein Projekt für Tiere, Pflanzen und Menschen.

Was FOeRDERUNG bewirkt
Streuobstwiesen brauchen nicht nur Pflege. Sie kosten auch Geld. Bernd erklärt, wofür die Fördersumme von 1.000 Euro genutzt wird. „Die Förderung hilft uns dabei, uns gut um die Streuobstwiesen zu kümmern. Wir kaufen davon zum Beispiel die Bäume selbst. Oder Pfähle, Latten, Kokosgarn und Verbissschutz, um die Bäume vor weidenden Kühen zu schützen. Die kratzen sich nämlich gern an Bäumen, was aber für junge Bäume zu heftig ist. Und wir besorgen Materialien für Nistkästen. Wir hoffen ja auf den Steinkauz. Dass der hier wieder eine Heimat findet.“„Unsere Aktion soll irgendwann Früchte tragen. Nicht nur Äpfel und Birnen.“
Nachahmer erwünscht (mit Tipp)
Am Ende des Gesprächs hat Bernd noch einen Wunsch: „Wir würden es toll finden, wenn andere Vereine unserem Beispiel folgen. Zumindest hier in der Gegend kennen wir kein vergleichbares Engagement, da sind wir Vorreiter. Wer nicht weiß, wie er anfangen soll, der kann Kontakt mit einer passenden Einrichtung aufnehmen.“
Du hast Interesse an einem ähnlichen Projekt?
Eine erste Anlaufstelle für dich oder euren Verein können die lokalen Landschaftspflegeverbände sein. Auf der Website des „Deutschen Verbands für Landschaftspflege“ sind die lokalen Verbände aufgeführt.
Zum Deutschen Verband für Landschaftspflege:
Fotos: Förderverein Dorfgemeinschaft Riedlingen e. V., Envato
